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Geschichte Burg und Herrschaft Sichelnstein

  burgruine

Das Ersterbauungsjahr dieser Burganlage führt man auf die Zeit um 933 zurück. In diesem Jahr wurde Wittilo – ein Nachkomme Amelungs – auf der Pfalz Grona bei Göttingen als Dank für bewiesene Tapferkeit in der Schlacht auf dem Lechfelde gegen die Ungarn zum Ritter geschlagen. Gleichzeitig wurde sein weißes Schild in gelb verändert und die beiden silbernen Sicheln mit einer weißen Marmorsäule verbessert. Das Helmzeichen waren zwei Flügel und dazwischen eine Sichel. Später wurde der Helm noch mit Pfauenschwänzen geschmückt. Gleichzeitig erhielt er von König Heinrich I. Land als Lehen und zum Nießbrauch.


König Heinrich starb bald danach und sein Sohn Otto I. wurde Kaiser. Wittilo hat das erlangte Lehen von Kaiser Otto zwar wiederempfangen, musste sich aber damit abfinden, dass Hermann – ein Sohn von Graf Billung – ihm als Herzog vorstand. Die Billunger sind ebenfalls direkte Nachkommen von Amelung und seinem Sohn Bennit.

Dem Material aus der Handschriftenabteilung der Nds. Landesbibliothek in Hannover kann man entnehmen, dass Wittilo der erste Herr zu Sichelnstein war. Hier wird noch über einen Balduin, einen Mauritius, Fredeboldus und über den letzten Sichelnsteiner, den berühmt berüchtigten Ritter Bardo berichtet. Aus anderen Quellen ist bekannt, dass 1094 ein Hermann und im Jahre 1161 ein Cuno von Sichelnstein – beide als Wohltäter des Klosters Corvey – genannt werden. Außerdem soll ein Bardo von Sichelnstein im Jahre 1019 Gast bei der Kaiserin Kunigunde gewesen sein, als sie das Kloster Kaufungen (das neuere Kloster muß man hier ausdrücklich sagen) eingeweiht hat. Er soll die Kaiserin gebeten haben, auf seinem Grund eine Kapelle zum Gedenken an die heilige Anna errichten zu dürfen. Diese Kapelle soll die Gründung des Ortes Nieste sein. Es ist möglich, dass dieser Bardo identisch ist mit dem späteren Bischoff Bardo von Mainz. Aus der Nachkommenschaft Amelungs gingen viele kirchliche Fürsten hervor.

Nun zurück zu dem letzten Bardo von Sichelnstein. Im Jahr 1189 hat dieser seine Gattin erstochen. Zu dieser Zeit hielt Kaiser Heinrich VI in Fulda eine Fürstenversammlung ab, um sich mit Heinrich dem Löwen auszusöhnen. Als die Tat Bardos von Sichelnstein dem Kaiser zugetragen wurde, verurteilte er diesen zum Tode, begnadigte ihn am nächsten Tage aber und verurteilte ihn, auf eigene Kosten zu ewiger Gefängnis im Kaiserlichen freien Stift Corvey. Zu dieser Zeit war Wedekind zum Desenberg Abt im Kloster Corvey.

Den Sichelnstein mit all seinen Besitzungen sprach der Kaiser Heinrich dem Löwen zu. Außerdem durfte der auch das Wappen in Anspruch nehmen. Das Sichelnsteiner Wappen taucht bis in das 17. Jahrhundert immer wieder in welfischen/braunschweigischen Siegeln und Wappen auf.

Nach 3 Jahren durfte Bardo zum Sichelnstein zurückkehren. Hier lebte er noch 47 Jahre lang. Heinrich der Löwe verstarb jedoch schon im Jahr 1195. Erst die Enkel Heinrichs konnten daher den Besitz in Anspruch nehmen.

Der Sichelnstein wurde von Otto (gen. d. Schützen) von Hessen um die Jahrhundertwende eingenommen. Er blieb zwei Generationen hessisch und kam durch die Heirat der hessischen Prinzessin Elisabeth wieder in braunschweigischen Besitz. Elisabeth von Hessen war die Mutter von Otto dem Quaden. Otto wollte der Nachfolger von Heinrich von Hessen werden, dieser bevorzugte aber Hermann, den Cousin Ottos. Darum kam es zum kriegerischen Einsatz.

Otto der Quade wollte unbedingt Hessen einnehmen. Er verbündete sich mit ca. zwei Dutzend Rittersleuten aus Sachsen, Westfalen und Franken, sie gründeten den Sternerbund – und fielen immer wieder räuberisch nach Hessen ein. Zu diesem Zweck wurde der wegen seiner günstigen Lage zu Hessen inzwischen jedoch verfallene Sichelnstein wieder aufgebaut und befestigt.
Landgraf Herman von Hessen sah sich gezwungen, den Sensenstein im Jahre 1374 zu errichten und auch er verbündete sich mit anderen Edelingen. Nach einigen Jahren Krieg nahm er den Sichelnstein ein. Er musste ihn aber bald wieder an Otto den Quaden nebst dem dazugehörigen Kaufunger Wald zurückgeben. Die Vettern schlossen Frieden und setzten sich sogar gegenseitig zum Erben ein, falls einer von ihnen ohne Leibeserben sterben sollte.

Otto der Quade war in erster Ehe mit einer Fürstin Merislawa und in zweiter Ehe mit Margarethe von Berg verheiratet. Aus dem Urkundenbuch für die Geschichte vom Niederrhein kann man ersehen, dass er ihr den Sichelnstein mit allem Zubehör als Morgengabe geschenkt hat.

Otto der Quade residierte jedoch meistens auf der Burg Hardegsen, weil diese näher der Stadt Göttingen war. Hier starb er auch und wurde zunächst neben der Dachrinne dort beerdigt. Bann war auf ihn gelegt und erst nachdem seine Gemahlin ihn freigekauft hatte, durfte er standesgemäß in Wiebrechtshausen beerdigt werden. Sie ließ eine Kapelle um seine Grabstelle herum bauen. Selbst nach dem Tod trug er noch eine Kette mit einer goldenen Sichel um den Hals. Man sagt von ihm, dass er der größte Raubritter aller Zeiten gewesen sei.
Seine Gemahlin Margarethe von Berg lebte noch 50 Jahre nach dem Tod ihres Mannes. Sie starb ebenfalls in Hardegsen. Man weiß jedoch, dass sie zumindest in den Jahren 1397, 1398 und 1409 den Sichelnstein bewohnte. Manchmal hielt sie auch hier Jagd. Als Gast wird einmal Otto von Stockhusen genannt.
Der Sohn aus dieser Ehe – Herzug Otto der Einäugige – heiratet die Tochter Hermann von Hessens. Es war die Prinzessin Agnes.

Auch bei den späteren Nachkommen wird der Sichelnstein immer wieder als Hochzeitsgabe und Wittum genannt. In der Zwischenzeit wurde jedoch das Welfenschloß in Hann. Münden erbaut und das zum Sichelnstein gehörende Gericht wurde noch zu Zeiten Otto des Quaden nach Hann. Münden verlegt. Somit verlor der Sichelnstein immer mehr an Bedeutung. Er wurde sogar 1482 als Hochzeitspfand von Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg bei der Heirat siner Tochter Anna mit dem Landgrafen Wilhelm d.Ä. von Hessen eingesetzt, falls das Fürstentum nicht den ausgehandelten Brautschatz erbringen kann. Dieses war der Fall und Sichelnstein ging an Hessen. Die Landgräfin Anna wiederum verkaufte das Schloß an ihren Schwager und dieser verkaufte es weiter an Henning Rauscheblatt, Eberhard und Antonius von Mönchhausen. Der Verkauf erfolgte aber immer unter dem Vorbehalt, dass der Bruder der Landgräfin Anna, Herzog Erich der Ältere, den Sichelnstein wieder zurückkaufen konnte. Bereits als Philipp von Hessen (gen. der Großmütige) – Sohn von Wilhelm II. von Hessen-Kassel – an der Regierung war, wurde der Sichelnstein von Herzog Erich zurückgekauft (etwa um das Jahr 1528). Die 2. Gemahlin Herzog Erich d. Älteren, Herzogin Elisabeth, hielt Hof im Schloß Münden und dem Sichelnstein. 1584 hört Münden auf, Residenzstadt zu sein und seit dieser Zeit hat auch der Sichelnstein seine Bedeutung verloren. In den späteren Jahrhunderten holten sich die Leute aus der Umgebung zum Bau ihrer Häuser Steine von der Burg, sogar zum Kirchenbau in Benterode im Jahr 1787.


Es wird darauf verwiesen, dass die Mauerreste, die heute noch zu sehen sind, lediglich die Grundmauern dieser Burganlage sind. Das eigentliche Gebäude ragte hoch oben auf diesen Mauern. Was man heute noch sehen kann, ist die Esse, Fensterreste, den Wehrgang und die Schießscharten. Auch die Steine, auf denen die Balken lagerten, sind noch gut zu erkennen. Vor einigen Jahren wurde an der Westwand das alte Efeu entfernt und dabei die Treppe zum „Stillen Gemach“ freigelegt. Die Reste dieses „Stillen Gemaches“ kann man von außen noch gut erkennen. Die Basaltsteine zum Bau lieferte der Staufenberg, der vor vielen Jahrhunderten ein aktiver Vulkan war. Früher war die Burg durch tiefe mit Wasser gefüllte Gräben und eine Zugbrücke gesichert.

 

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